Samstag, 2. Mai 2009

Am "Tag der Arbeit" (an dem wir (fast) alle frei haben), hatte ich ein interessantes Gespräch mit einem weiblichen Wesen, das meinte, sie würde mein Selbstbewußtsein bewundern, denn sie hätte selbst keines.

Und ich hab dann ganz spontan gesagt, dazu schreibe ich mal was in meinem Blog. Weil das ja sicher mehr Menschen interessiert.

Dann habe ich mir mal so laienhaft Gedanken darüber gemacht, warum wir denn so viel Probleme mit dem sogenannten Selbstbewußtsein haben.

Und bin zu folgendem (sicher nicht vollständigen) Ergebnis gekommen:

Was ist überhaupt Selbstbewußtsein?
Eigentlich ganz einfach - sich selbst bewußt sein darüber, daß man da ist, Mensch ist und insofern eine Daseinsberechtigung hat.

Und dann kommt man in dieses Leben und sieht sich mit lauter Ansprüchen konfrontiert.
Die besorgten Eltern:
"Kind, du mußt doch..." - "Also nun guck dir mal die/den an - warum kannst du das nicht auch?" "wir meinen es doch nur gut mit dir!" "du sollst es doch mal besser haben als wir!" usw.

Die Mitschüler:
"wie - du hast keinen Vater?" oder "na, wieder mal ein *Kick-Modell*?" oder "Du bist doch in Sport ne Niete!" " Brillenschlange" "Streber"....

Die wurschtigen Eltern:
Papa säuft, Mama vielleicht auch, Scheidungen, Krach, eh kein Geld...

Keiner kommt und sagt einfach mal "du bist zwar fett wie Schweinchen dick, aber ich liebe dich, und bin so stolz auf das,was du da kannst... (Aufzählung)".

Bei mir war es eine Mischung aus allem.
Mama (verlassen von Paps, der aber immer finanzierte) wollte ihre verpatzten Ansprüche durch mich verwirklichen,
Paps bot mir in Abständen das genaue Gegenteil - eigenes Flugzeug, Promi-Bekanntenkreis, küntlerische Sorglosigkeit.

Na, das bring mal alles unter einen Hut!

Selbstbewußtsein? NULL!

Als ich dann noch mit 13 herausbekam, daß Paps gar nicht mein Erzeuger war, sondern mein angeblicher Patenonkel - erst da begann ich langsam, mich frei zu fühlen. Und habe mich königlich über meine Mutter amüsiert, der diese Beichte ja so was von peinlich war.... ich selbst hatte gar kein Problem damit, sondern fand es nur toll. plötzlich 2 Väter zu haben.

Und der Erzeugerpapa war auch noch Ire - na, wenn das nicht manches erklärt.... (ich hab ihn dann auch 20 Jahre später kennen und lieben gelernt, ha, ha, da hat der Kai Pflaume noch keine Ahnung von "Nur die Liebe zählt" gehabt....

Trotzdem, so schnell mit dem Selbstbewußtsein ging das nun auch nicht, ich wußte aber wenigstens, warum ich so ein Revoluzzerkind war.

Die Erkenntnis, daß ich mich meiner gar nicht schämen mußte, kam auf einem ganz anderen Weg.

Ich wurde schwanger mit 19 Jahren.
Au weia.
Das war damals noch ganz schlimm.
Auch ne lange Geschichte, bis Mama sich damit abgefunden hatte (O Gott - die Leute!!!)

Dann hatte sie aber nen guten Tag und fuhr mit mir nach Rosenheim, da ich mit meinem Bauch mittlerweile in nix mehr reinpasste (früher wurde das immer noch versteckt) und ich bekam ein Zeltkleid in hellgiftgrün und einen passenden Hut in lila von ihr geschenkt.
(Es war die Zeit von Mary Quant, damals war so was einfach "in").

Natürlich wollte ich das sofort anziehen, und Mama verflüchtigte sich schon mal ins Cafè.

Und dann mußte ich durch dieses riesige Karstadt Cafè gehen - auf dem Mittelgang.
Mama saß natürlich am Fenster....
Catwalk.
Mit dickem unehelichem Bauch.
Ohne Heidi Klum gottseidank.

Und ich stellte mit einem mal fest, daß die Leute mich anguckten - aber gar nicht abschätzend, sondern eher freundlich oder olala....

Das war der erste Knackpunkt, als ich dann mit einem Mal gerade ging und die Blicke genoß.
Und ich erkannte, daß es wirklich erst einmal nur auf die Wirkung ankommt.
Nein - nicht,weil ich gerade modisch gekleidet war, sondern, weil ich mit einem male selbstsicher ging.

Seit dem lebte ich mein Leben und stand auch dazu - dieser Catwalk hatte mich gelehrt, daß es gar nicht die Kleidung, sondern das eigene Auftreten - also auch die eigene Identität, zu der man steht!, ist, was die Leute spüren.

Klar gehört zum Selbstbewußtsein auch Anerkennung.
Aber ich kann doch nur Anerkennung erwarten, wenn ich zu dem stehe, was ich mache!

Also - mußich mich selbst erst einmal akzeptieren. Mit allen Ecken und Kanten.

Ich lebe, also bin ich.
Und wenn ich bin, bin ich und lebe.

Ja, ich habe dann auch noch etliches aufzuarbeiten gehabt - sei es eine Berufsausbildung, die ich aus lauter Verzweiflung, weil damals noch vom Arbeitsamt finanziert und bei Abbruch rückzahlbar gwesen wäre - und ooops - ich sie mit "sehr gut" bestanden habe (Hallo Mama.... hat sie aber nicht weiter interessiert) - also mußte ich noch einen draufsetzen (wenn ich das geschafft habe, schaffe ich den Rest auch noch!) und habe mein Abi abends nachgeholt (alte Variante ohne abwählen) - Hallo Mama... (hat sie auch nicht weiter interessiert) -

Aber danach ging es mir richtig gut.
Wenn ich will - dann kann ich!
Und darüber muß man sich erst einmal klar werden,es wollen und es dann umsetzen.

Nein, ich stelle jetzt hier keinen Lebenslauf auf - aber will einfach nur mal klar machen, daß, wenn der Damm gebrochen ist, es kein Halten mehr gibt.

So, und um jetzt auf das liebe weibliche Wesen zurückzukommen - Du bist so was von gut mit dem, was Du machst - hey - stell Dich mal vor den Spiegel und guck dir diese Künstlerin an!!!!
Vielleicht solltest Du doch mal ein wenig mehr Gitte Haenning hören .... da steckt nämlich die Power, von der ich spreche, drin....

Und noch ein kleiner Tip:
Meinst Du wirklich, die ganzen Typen sind alle so selbstbewußt, wie sie tun?
Die haben Blähungen, Existenz- oder Verlustängste, Beziehungsprobleme und vielleicht auch versteckte Finanzsorgen - so wie wir alle.

Und seit dem ich das durchblickt habe, ist es mir auch völlig wurscht, ob ich meine Unterzähne beim Gassigehen vergessen habe, einzulegen - weil - mich kann kein Zahnarzt mehr erschrecken! Dann nuschele ich eben... na und?

Es ist MEIN Leben!!!!
Und schade um jeden Tag und jede Stunde, die ich mir aus Schüchternheit oder Verklemmtheit stehlen lasse.

So, wieder mal ne Predigt abgelassen...
(allerdings ohne meinen Zweckgott, denn ich hab ja keinen - meiner ist lieb. Wobei es mich freut, daß ich eine ehemalige angebliche Freundin zum Lagenlook überreden konnte, denn das hat deren Selbstbewußtsein auch immens gestärkt)





7 Kommentare:

  1. Mensch mo, das hast du wieder super geschrieben und bei mir sind doch glatt gleich ein paar Tränchen gekullert.

    Ja, im Moment ist das so, der Umzug macht mich sooooo traurig. Ich frag mich, wie es werden wird. Keinen kenn ich dort und ich weiß auch nicht, wie ich dort zu einer Freundin kommen soll. Ich kann nicht auf Menschen zugehen, geschweige denn ansprechen.

    Siehst du mo, ich nähe diese schönen Dinge oder töpfere lustige Sachen............nur halte ich das für völlig normal. Ich bin irritiert, wenn andere dann darüber so viel Lob aussprechen. Aber ich mag es, ganz ehrlich, ich bin dann hinterher, in meinem stillen Kämmerchen, wahnsinnig stolz auf mich und das spornt mich an neue Ideen zu entwickeln. Nur kann ich es nicht zeigen, dass ich auf mich selber stolz bin, ich schäm mich dann und werde verlegen.

    Bei mir hat dieses kaum vorhandene Selbstbewußtsein auch so seine Vorgeschichte. Hab ja schon mal angesprochen, dass ich immer "klein gehalten" wurde. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich nichts wert bin. Ich entsprach nicht den Erwartungen. Das hat sich auf mein späteres Leben schwer ausgewirkt.

    Blablabla.......ich fang schon wieder an zu heulen.........schnief.

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  2. Ich halte es für Glück, dass ich dich, omamo, kennen lernen durfte.

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  3. Heike, meine Süße - "klein gehalten" - da jibbet 2 Möglichkeiten. "Kind, Du könntest, wenn du wolltest" (Oh shit, also bin ich nichts wert, weil ich komme ja dem Anspruch nicht nach) oder gleich ganz platt - "Du bist doch eh ne Niete und kannst nix!"

    Das war ja auch, warum ich z.B. mein Abi nachgemacht und ein Studium begonnen hatte - um endlich Mamas Erwartungen zu erfüllen und zu zeigen, daß ich trotz allem was wert bin.

    Na uns was hat es mir sonst gebracht außer "wenn ich will, kann ich"? Die Erkenntnis, daß es ganz andere Werte gibt. Und ganz andere Dinge, die ich kann.
    Und somit "Erwartungen" von anderen an mich nicht identisch damit sein müssen, wo meine Stärken liegen (und was die anderen vielleicht nie können)

    Ich tret Dich ja nicht umsonst in den Hintern, hier endlich Deine Kunstwerke zu bloggen.

    Mir sagen einige Leute (meist die, denen die Gegenargumente fehlen) nach, ich hätte eine scharfe Zunge. Jepp, obwohl eher eine spitze Feder.... aber weil ich eben die Dinge beim Namen nenne.

    Und dafür kannste Dich auch darauf verlassen, daß, wenn ich sage, Du BIST GUT, das auch stimmt.

    Und nimm Deinen Umzug mal als Aufbruch in eine vielleicht bessere Welt - einen Neuanfang.
    Und die Leute dort sind garantiert wesentlich aufgeschlossener als die bei Dir zuhause...

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  4. Ja, mo, dass mit dem Umzug, da hast du völlig Recht. Es ist wie ein Neuanfang. Eigentlich fing das schon mit unserer Hochzeit im März an. Denn mein Mann ist sowas von anders als die die ich vorher hatte. Er hält mich eben nicht klein, sondern er baut mich immer wieder auf, hat damit unendlich viel Geduld. Und überhaupt, er ist ein ganz toller und lieber Papa, dass er sich um seine Tochter mit kümmert, ist selbstverständlich. Das kannte ich bisher auch nicht, hab mich um meine Mäuse immer allein gekümmert........Er kocht und unterstützt mich wo er nur kann.

    Wirlich, mo, mit ihm fing alles anders an und er verändert mich. Ich könnt hier ganze Romane schreiben, das würd aber zu weit gehen.

    Übrigens hab ich wieder neue Bilder gepostet!!! Mach ich immer mal wieder.

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  5. Heike, und das ganz ohne Schmus (auch wenn Du Gitte nicht magst *lol!!!!*) - ich mag Dich!
    Und ich freu mich, dich bei der nächstmöglichen Gelegenheit persönlich kennenzulernen!
    Dickes Bussi!!!!

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