Samstag, 4. Juli 2009

Streß ... noch eine Variante

Gestern abend durfte ich endlich meinen alten Willy (19) (das Ford'sche Wüstenschiff - sein Name ist Sierra) aus der Kurzzeitpflege abholen.
Eine Woche hat's gebraucht - und Willy ist wieder topfit und kam - zusätzlich geehrt mit einem funkelnagelneuen TÜV-Siegel - wieder zurück in unsere Senioren WG.

Nun steht der anstehenden Fahrt gen Süden ja nichts mehr im Wege außer Kofferpacken...

Und das bringt mich zum Thema Streß.
Oder - wie es Margot in ihrem Blog betitelte - "Langsamkeit" (03.07.09).
Vom Grundsatz her gebe ich ihr unumwunden recht.

Aber es gibt eben noch eine Variante von Streß - nämlich die Antriebsschwäche.
Die kennen allerdings nur die Betroffenen, die sich meist tunlichst darüber ausschweigen.
Weil sie entweder nicht wissen, was mit ihnen los ist und sich schämen, oder sie wissen es und schämen sich auch.

Ich bin da allerdings absolut schmerz- und schamlos.
(Suchwort: Depression)

Früher habe ich meine Koffer mit links gepackt - sauber organisiert, bei Urlauben Liste und Sammelbeginn ca. 1 Woche vorher, bei Terminen Liste (aktuell) und Köfferchen (wie immer, meist fertig und griffbereit wie ein Entbindungsköfferchen).

Dann schlich der Depri sich ein - äußere Umstände, gnadenlos, unverschuldet, plus völlige Überarbeitung über einige Jahre.... oooops - und ab da war dann alles anders.
Und ist es heute auch noch.

Denn - Therapie hin, Therapie her - wenn sich so ein blöder Depri mal so richtig eingeschummelt und eingefressen hat, dann bekommt das Leben andere Farben.

Shoppen?
Früher:
Klasse Entspannung, egal, ob man nun was gekauft hat oder nicht. Sehen, sehen, sehen.... vielleicht auch ein bisschen träumen oder dabei eigene Ideen entwickeln - einfach Klasse und entspannend.
Heute:
Kann doch bis morgen warten. Muß doch nicht sein.

Kofferpacken?
Oh Shit - ja, nachher - oder - mußte da überhaupt hin? Läßt sich doch vielleicht auch anders regeln....

Treffen?
Ah ja - schön - aber.....

Und so zieht sich das durch....
Und zwar durch alle Lebensbereiche.

Und alle, die sich so einen blöden "Überarbeitungs-Depri" (= sog. "Erschöpfungsdepression")eingefangen haben, werden wissen, wovon ich spreche.

Was auch bedeutet, daß jede/r, der so was auf Dauer hat (die Biester werden chronisch, wenn sie von unseren Göttern in weiß nicht rechtzeitig erkannt werden!) einen täglichen Kampf kämpft.
Und wenn man sich dabei dann auch noch geniert, dann ist es ja wohl schlicht unerträglich.

Und das erzeugt einen täglichen 24-Stunden-Streß (zumindest bei denen, die sich dagegen wehren), der seinesgleichen sucht.
Und den kann man eben nicht mit der Erkenntnis, daß weniger mehr ist und alles nicht so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird, abstellen.

Meine Erfahrung: Offen damit umgehen (zumindest im Freundeskreis - im Beruf ist das schon etwas anderes, leider!!!!).
Sich dann einfach darauf konzentrieren, was man selbst möchte, wenn... und das schrittweise angehen. OK - ich kann das jetzt ungeniert, weil ich das Alter dafür habe.
Wäre ich jünger, wüßte ich jetzt nicht, was es da für "Rezepte" gibt.

Trotzdem - und ich denke, das ist generell zu sehen - kürzer treten. Ohne!!!! schlechtes Gewissen.
Herzinfarkt - der ist akzeptiert.
Wer da nicht kürzer tritt, erzeugt nur Kopfschütteln.

Depri?
Kommt immer noch so ungefähr der "Migräne" einer sich verweigernden Frau gleich.
Oder gleich Vollmeise.

So - aber ich bin kein Psychdoc, aber das mußte ich jetzt nochmal zum Thema "Streß / Langsamkeit" loswerden.

4 Kommentare:

  1. Gut gesprochen, mo! Ich habe noch nicht ganz das Deckmäntelchen "Alter" erreicht, (in dem Falle "leider", weil ich mir einrede, das würde es leichter machen) kenne das was du schreibst und die Konflikte damit nur sehr gut (seit ca. 10 Jahren und ich bin jetzt 35 - glaub mir - es ist erschreckend gewesen). Erstaunlicherweise habe ich entdeckt, dass mein Blog eine hervorragende therapeutische Wirkung hat. Aber nur solange ich "kann" und nicht "muss". Nur das zieht auch nach sich, dass man seine eigenen Lösungen leben muss, auch wenn sie nicht jeder verstehen kann. Die Gefahr besteht allerdings, sich so "oft falsch" zu fühlen. Dann nagen wieder diese kleinen Dinger an mir rum und nähren sich an meiner liebevoll gesammelten Energie.
    Mir hilft manchmal: Kopf abschalten und "La, la, la" singen. (Vollmeise?)auch o.k.! ;o)
    So - bevor ich jetzt deine Kommentar-Kapazität sprenge, sage ich dir nur noch kurz, dass mir deine Seite sehr gefällt und ich öfter vorbeischauen werde. ;o)
    Liebe Grüße, J.R.

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  2. Aha, liebe Mo! Da erkenne ich mich doch gleich wieder... Obwohl mir bis anhin noch nie eine Depression diagnostiziert worden ist - ich habe in den letzten 14 Jahren so viel gesundheitlichen Mist und privates Leid erlebt, dass ich manche Dinge (Shoppen, Meetings, Familien"schlauch", Steuererklärung u.ä.) einfach nicht mehr richtig ernst nehmen kann. Ich schiebe also manches vor mir her (morgen vielleicht, oder übermorgen - oder nächste Woche, wenn überhaupt), weil mir einerseits die Kraft (oder der Antrieb) fehlt und weil ich andererseits keinen guten Grund dafür finde, Dinge zu tun, die mir nichts (mehr) bedeuten.
    Sowas Ärgerliches wie die Steuererklärung zum Beispiel: Das Steueramt weiss seit Jahren, wie "hoch" meine Rente ist und dass sich daran höchstens minimal etwas ändert. Trotzdem sollte ich mich Jahr für Jahr hinsetzen und in stundenlanger Kleinarbeit Belege zusammensuchen und Formulare ausfüllen, damit die mir dann die Steuerrechnung mit +/- jedes Jahr dem gleichen Betrag schicken können... Die können mich mal!
    Unterdessen gibt's aber auch noch Busse, wenn man nicht rechtzeitig einreicht, und das kann ich mir eigentlich nicht leisten. Ist trotzdem immer noch unerledigt - das Gesuch um Erstreckung habe ich aber abgegeben.
    Schön, dass dein Auto wieder in fahrbereitem Zustand ist! Wie weit Richtung Süden soll's denn gehen? Falls die Schweiz auf deinem Weg liegt, könntest du dann in Betracht ziehen, bei mir vorbeizuschauen? DAS wäre doch wieder mal ein Lichtblick! ;-) Natürlich nur, wenn's dich nicht allzu sehr stresst ... *kicher*
    Du siehst/liest, ich habe heute einen ziemlich labilen Tag. Morgen wird's hoffentlich wieder besser sein!
    Sei herzlich gegrüsst,
    Katarina

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  3. Guten Morgen (oder Mittag), mo! Wollte mich einmal bedanken für deine durchdachten Wortmeldungen bei mir, da macht das Bloggen richtig Freude!
    Der Zustand, den du hier beschreibst, ist mir aus der Vergangenheit auch vertraut, manchmal überkommt er mich auch jetzt noch, obwohl das mehr als zehn Jahre her ist. Bei mir war es die Scheidung, die solche Symptome ausgelöst hat. Allerdings kann ich mir auch sehr gut vorstellen, dass Arbeitsüberlastung ähnliches bewirkt. Beobachte das tagtäglich bei meinen Kollegen, die mittlerweile gratis Überstunden machen, nur um mit der Arbeit fertig zu werden und auf das Wochenende verzichten, das ihnen zusteht, damit der Betrieb nicht zusammenbricht. Das war der Anlass für den Artikel, den ich geschrieben habe, aber ich wollte ihn allgemein halten, weil jeder in einer anderen Situation steckt. Danke, dass du das Thema aufgegriffen hast.
    Liebe Grüße von Margot

    P.S.: Von mir aus kann der Betrieb ruhig zusammenbrechen, meine Freizeit ist meine Freizeit. Basta.

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  4. Jetzt hab' ich es ganz vergessen: Freut mich, dass dein Willy wieder fit ist!
    Noch einmal liebe Grüße

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