Freitag, 1. Mai 2009

Ein bisschen Sozialpolitik....

am 30.04.09 bekam ich von Rosi folgenden Kommentar:

Ohja, Kindergeld ... eines meiner Lieblingsthemen.... Warum lässt man das Kindergeld nicht einfach weg und lässt dafür sämtliche Bildungsangebote kostenfrei.
Angefangen vom Kindergarten incl Beköstigung bis hin zu Schule, egal welche Stufe incl Lehrmaterial und Freizeiten.
Denn dann kann man wirklich sagen, dass alle Kinder die gleichen Bildungschancen haben.

Was nützt es einem Harz-vier Kind, wenn es ein Abi macht, aber die Eltern hinterher kein Studium finanzieren können. Sicher könnte man jetzt einen Kredit aufnehmen, aber wer schckt seine Kinder schon gern mit Schulden ins Leben. Und ein Arbeitsplatz ist ja nun mal nicht sicher auch mit Studium.

Aber so können Eltern mit dem Kindergeld ja auch die Haushaltskasse aufbessern - jetzt dürft ihr mich alle hauen...Nein, ich bin nicht kinderlos... ich habe DREI Kinder - und die Ausbildungen kosten einen Haufen Geld.

Ich hätte lieber in den Jahren auf das Kindergeld verzichtet, und wäre mir jetzt gern sicher, dass mein Kind (eben ist es nur noch einer) sein Studium zu Ende bringen kann, auch wenn ich es nicht mehr finanzieren können sollte.

Und warum redet die Politik den jungen Eltern ständig ein, dass sie ihre Kinder so bald wie möglich in eine Krippe geben sollen - so höre ich es jedenfalls heraus - sind junge Eltern nicht mehr in der Lage ihre Kinder zu erziehen, oder traut man es ihnen nicht mehr zu? Weil man nicht genügend hochqualifizierte junge Menschen heranzieht? Weil Schule nicht nach kommt? Muss man jetzt schon gaaaanz früh anfangen, die Kinder zu belehren? Reicht es nicht, wenn sie einfach nur "Leben lernen" und "Vertrauen in ihre Welt und ihre Eltern" - ist das nicht Voraussetzung genug für die ersten drei Jahre um einen guten Start in den Kindergarten zu haben? Oder warum braucht´s plötzlich überall Krippen und Ganztagsgrundschulen?

Ich find es völlig ok, wenn Eltern beide arbeiten, weil sie das wollen - aber ich finde es nicht gut, wenn Eltern eingeredet wird, sie sollten doch, weil....Nun ist es ein bisschen lang geworden, aber mich regen solche Sachen immer auf :o(
_________________________________________________

Rosi, das mit der Krippe höre ich nicht heraus - eher das mit den Erziehungszeiten für (auch!) Väter, was ich gut finde. Ich habe mich damit auch noch nicht so befaßt, weil ich aus dem Alter raus bin und mein sozialpolitisches Engagement eher bei den Alten und Kranken (jeden Alters) lag.

Ganztagsschulen - da bin ich ein Fan von, weil es Eltern und Kinder entlastet, wenn der ganze schulische Lernkram nun wirklich mal denen überantwortet wird, die dafür ausgebildet sind (oder es sein sollten...) - sprich, den Lehrern.

Zuhause - ja, da sollten sich die Eltern dann die Zeit nehmen, ihre Kinder zu erziehen - aber eben frei vom Druck der Schularbeiten / Hausaufgaben. Ihnen Werte vorleben und beibringen, mit ihnen spielen, Vertraute sein....

OK - ich muß dazu gleich sagen, in diesem Bereich war ich persönlich möglicherweise eine temporär ziemlich schlechte Mutter, weil ich mich selber erst einmal "aufarbeiten" mußte - denn auch ich war so ein Produkt einer Mutter, die mir ständig vorwarf, daß ich sie (weil Kind) daran gehindert hätte, sich zu "emanzipieren" - so gibt sich so was eben von Generation zu Generation weiter... (wobei ich mir dann die Freiheit genommen hatte, das alles anders zu machen und dann doch irgendwann Mama zu beweisen, daß ich ihre Forderungen erfülle - ging auch schief, ich hab mich zwar "emanzipiert" aber meine Kiddies sind anscheinend dabei zu kurz gekommen.

Na ja, aber das Leben hat halt keine Return-Taste...

Wenn ich hier sehe, wie frequentiert die "Schülerhilfe" ist - dann bin ich, gelinde gesagt, frustriert.

Wozu werden Lehrer ausgebildet, eingespart, in anderen Fächern eingesetzt, pädagogisch fast (zumindest im HL-Bereich) auf der Null-Linie gefahren...., ne, das kann es nicht sein.
Und die Pisa-Studie kommt ja auch nicht von ungefähr.

So, nun aber zum "Kindergeld" -

Da bin ich voll Deiner Meinung.
Kindergeld bekommen und bekamen immer die, bei denen das Kind aufgezogen wird.
Und Kindergeld fließt in den Allgemeinhaushalt ein.

Da es aber "Kindergeld" heißt, sollte es doch dem KIND!!!! zur Verfügung stehen, und zwar zu 100%.

Insofern finde ich Deine Idee, mit diesem Kindergeld lieber Schulen und Lehrer und Lehrmaterial und Studiengebühren / Ausbildungen zu finanzieren, einfach richtig.
Dann kommt es nämlich da an, wo es hin soll.
Nämlich in die Ausbildung unserer Kinder.
Und nicht in den Familientopf, wo Mama raucht (und Papa?) und Papa sein Bierchen braucht.
Mit Hartz IV.
Mal ganz böse überzeichnet.

Und deswegen bin ich ja auch für Ganztagsschulen mit Verköstigung.
Aber nein, man macht ne Rechtschreibreform.

Uff, jetzt sind wir aber auf nem ganz ernsten Dampfer, und ich würde mich über Kommentare freuen.
Ich schreib hierzwar einen ganz harmlosen Blog, so was mo, omamo, Rabiata oder dem Alien so alles passiert, aber das sollte uns doch nicht hindern, auch mal zwischendurch ein wenig ernster zudiskutieren, oder?

Keine Sorge - es bleibt locker!

8 Kommentare:

  1. Oh, oh, ein heikles Thema, glaube ich. Das mit dem Kindergeld ist so ne Sache. Möchte aber mal vorweg aber einwerfen, liebe mo, dass nicht alle Hartz IV-Empfänger rauchen oder Bier trinken!!!!!!!! Es gibt auch gaaaaaanz andere, die die unfreiwillig Hartz IV-Empfänger sind und damit tot unglücklich sind. Dann kommt noch dazu, dass das Kindergeld bei Hartz IV als Einkommen des Kindes zählt!!! Das heißt, dass das Kind damit seinen Lebensunterhalt (incl. Wohnkosten) davon bestreiten muß, den Rest gibts als Hartz IV dazu. Ich kann hier mal so gar nicht erkennen, wo da das Haushaltsgeld mit dem Kindergeld aufgebessert wird.
    Diejenigen, du nun nicht vom Amt "abhängig" sind, können das Kindergeld aber auch nicht vollständig in die Ausbildung ihres Kindes stecken. Warum? Na schaut euch doch mal die Gehälter und Löhne an. Da muß man schon in der ganz oberen Liga spielen.

    Dann sei zu bedenken, dass das Kind ja nicht nur eine gute Ausbildung braucht; es braucht auch Kleidung, Essen und Freizeit. Also wo soll da die Balance geschaffen werden? Was braucht es nicht so dringend?

    Andererseits muß ich dir doch irgendwo Recht geben, dass es doch sinnvoll wäre, die Bildung + allem was dazu gehört kostenfei zu machen. Denn unser Krippenplatz z.B. kostet im Monat 163,00 Euro + 60,00 Verpflegung. Damit ist das Kindergeld schon mal völlig weg und es bleibt sogar noch was, dass man dazu zahlen muß. Dabei hat das Kind nun einen Krippenplatz, aber es muß ja noch zu Hause verpflegt werden und ja, es braucht noch Windeln und ab und an Kleidung.

    Was ist denn nun besser? Ein heikles Thema eben.

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  2. Ganztagsschule ist ja in gewisser Hinsicht auch super. Aber dann bitte auch die Belange der Kinder berücksichtigen und nicht nur die Belange der Stadtväter, die die Finanzen im Blick haben.

    Zu den Krippen: ich kenne genügend junge Mütter, die nicht berufstätig sind und ihre Kinder ab 15 Monaten in die Krippe geben. Und das nicht unbedingt, weil die Kinder vorbereitet werden sollen, weil Mama bald wieder arbeiten geht..... Die meinen tatsächlich, dass sie ihrem Kind nicht genügend Starhilfe geben können, weil doch in der Schule so viel verlangt wird und ein Kind ohne Abi keine Zukunft hat - und überhaupt.....

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  3. Ich gebe Dir völlig Recht - deswegen habe ich ja auch geschrieben, daß ich das jetzt mal "ganz böse überzeichnet" habe.
    Ich kenne genügend ALG II Empfänger, die nicht in dieses so gern publizierte Schema der "Arbeisscheuen" passen!

    Ich habe ja selbst Kindergeld für meine Tochter bekommen und natürlich ist das in den Haushalt samt Kleidung für's Kind und Essen eingeflossen - aber da hatte ich auch noch einen relativ gut bezahlten Job und, so glaube ich wenigstens, mußte keine Schulbücher kaufen.

    Und ich denke, genau darum geht es bei dem, was Rosi geschrieben hat - aber laß mich mal gucken, sie hat nochmal kommentiert...

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  4. Ich freu mich riesig, daß hier mal ein Trialog (wir sind ja schon mal 3 *lol*) in Gang kommt -
    ich denk jatzt mal ein wenig nach und schreib dann dazu wieder was....

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  5. Hmmm... ich bin ja politisch leider unbegabt. Aber ich hatte ja auch mal eine Kindheit, und die war, wie sie schöner nicht hätte sein können: mein Vater verdiente genug Geld, dass meine Mutter daheim bleiben konnte, und wenn ich mittags aus der Schule kam, hatte ich immer einen Ansprechpartner. Sei es bei den Hausaufgaben oder bei anderen Dingen. Nach dem Essen und besagten Pflichten fuhren wir gemeinsam in den Stall zum Pferd und verbrachten den Rest des Tages an der frischen Luft mit Freunden. Sommers wie Winters.
    Wenn ich dagegen die Tochter meiner Freundin sehe, die schon als Kleinkind in die Krippe musste, weil beide Eltern arbeiten MÜSSEN, damit das Geld langt, und die in ein leeres Haus kommt, wenn sie (nun mittlerweile) Schule aus hat; und bei der man eindeutig merkt, dass der Kontakt zu den Eltern zu kurz kommt... dann macht mich das wütend, weil ich eben weiß, wie es anders sein kann.
    mo, deine Idee mit den kostenlosen Bildungsangeboten finde ich super. Endlich käme das Geld denen zugute, für die es gedacht ist. Aber ja... es wird mit Sicherheit einen ganz wichtigen Grund geben, warum man dies nicht so umsetzen könnte; bloß werde ich den wohl nicht verstehen, denn ich bin ja bloß der kleine Mann (bzw. Frau) von nebenan.

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  6. Bitte, bitte, versteht es nicht so, dass ich Allen Alles unterstelle. Natürlich gibt es genügend Hartz vier / Sozialhilfe- / Frührentenempfänger, usw, die sich nicht auf irgendetwas ausruhen. Aber es gibt nun mal diejenigen welchen und die werden immer mehr.
    Ich erinnere mich nur allzugern an einen Fernsehbericht, in dem geschildert wurde, dass das vier jährige Kind nicht mehr in den Kindergarten gehen durfte, weil Mama und Papa (beide H4) das Essensgeld nicht mehr finanzieren konnten. Aber ein Flachbildschirmfernseher musste her, mit einer Ratenzahlung von etwas über 60 Euro im Monat. Geraucht wurde ebenfalls. Nur so viel dazu. Das mag eine Minderheit sein, aber diesem Kind würde es guttun, wenn das Kindergeld in seine Bildung, hier Kita, gesteckt würde. Und das ist sicher kein Einzelfall.

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  7. Eva, das war nicht meine Idee, sondern die von Rosi.
    Nur blubbert mir dann die alte Erna Nörgelhuber wieder in die Finger, die sich ja eigentlich zur Ruhe gesetzt hatte - und die kann nun ihre Klappe gar nicht halten, und schon gar nicht, wenn sie den Sinn einer Mßnahme nicht einsieht.

    Und das liegt nicht an der kleinen Frau von nebenan, die das nicht versteht, sondern an unseren Politikern, die es nicht für nötig halten, ihre Entscheidungen mal bürgernah zu treffen oder wenigstens zu erklären.

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  8. Rosi, ich denke, wir kennen alle alle beiden Varianten.
    Und es geht hier bestimmt nicht um eine Verteufelung von H IV Empfängern - denn Kindergeld bekommen ja auch Gut- und Besserverdiener.
    Nur - und das sei hier auch mal ganz deutlich gesagt - ich kann es keinem Hartz IV Empfänger übelnehmen, wenn er das Kindergeld nicht nur ausschließlich auch seinem Zweck - dem Kind - zuführt.

    Insofern wäre Deine Idee, das Geld (= den Topf) direkt in Kitas, Schulen, Unis etc. zu stecken, viel sinnvoller.

    Und Hartz IV aufzustocken bzw. nicht so zu mindern, wenn jemand dazu verdient, daß sich das nicht mehr lohnt.

    Da diskutiert man über Mindestlöhne, bestraft aber die, die nicht schwarz arbeiten bzw. bietet denen 1-€ Jobs an.... Und die strahlen noch in die Fernsehkameras und lobhudeln, wie glücklich sie seien, daß sie eine Aufgabe hätten....

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