Und ich bin hin- und hergerissen.
Weil irgendwie haben - in diesem Falle - alle Seiten ein wenig Recht, zumindest aus ihrer Sicht.
Aber so etwas sollte Grundlage einer fairen Diskussion sein und nicht zu populistischen Agitationen ausgenutzt werden (Meine Meinung)
Wer mich kennt, weiß, dass ich ein absoluter Schweiz-Fan bin.
Nein, ich habe keine Anlagen dort, aber einige sehr liebe Freundinnen und eine ganze Anzahl kreativer Bloggerinnen, die ich von ganzem Herzen mag.
Nun ist es ja ein offenes Geheimnis, dass die Schweiz ein Bänkerland ist (Neben Käse und Schocki und wunderbarer Touristik).
Das freut Nicht-Schweizer mit Geld und die Schweizer eh.
Und das stinkt den anderen Ländern, denen dadurch Steuereinnahmen entgehen.
Und Steuern muss man in jedem Land zahlen, damit "der Staat" seinen Aufgaben nachkommen kann.
Wobei ich mich jetzt hier nicht darüber auslassen möchte, ob er das denn auch immer so tut, wie der arglose Bürger vermutet - ich persönlich hab da so meine Zweifel.
Für die Schweizer Bänker bisher - ein legitimes, vielgenutztes Angebot an Kunden, für die es sich auch wiederum lohnt.
Was hat die Schweiz mit anderer Länder Steuerproblemen zu tun?
Nix.
Korrekt.
Wenn man ein wenig mehr mit den Schweizer Steuerzahlern (doch, die müssen das auch!) spricht als nur über Schocki, Käse und Tourismus, dann stellt man plötzlich fest, dass die Eidgenossen auch gewaltige Probleme haben, was z.B. ihren Arbeitsmarkt angeht.
Da schreibt aber im Ausland kaum einer was drüber.
So wie bei uns aus dem Osten die Arbeitskräfte "einfallen", fallen wir aus dem Norden in die Schweiz ein und - nicht zu vergessen - die Franzosen aus dem Westen. Und die Afrikaner heiraten ein.
Eigentlich müssten jetzt die Schweizer nach Süden ausfallen, aber das lohnt sich nicht.
Man fällt ja immer nur in Gebiete ein, bei denen es sich lohnt im Verhältnis zu vorher.
Das hat die Bänker aber bisher nicht weiter gestört, denn Geld, was "einfällt" ist wesentlich willkommener und ein finanzieller Gewinn als wie Arbeitskräfte, die Arbeitsplätze wegnehmen und vielleicht nur ein Gewinn für Arbeitgeber sind, weil sie "billiger" arbeiten als die eigenen Arbeitskräfte.
So was stachelt den Volkszorn auf, wenn er gelenkt wird.
Populistisch manipulativ wird das dann (übrigens in allen betroffenen Ländern) umgesetzt in Hetze auf "Gastarbeiter" "Polen" "Russen" und nun auch "Deutsche".
Das sollte uns Deutschen eigentlich mal zu denken geben, ein wenig netter mit den Arbeitskräften aus dem Osten oder aus dem Mittelmeerraum oder der sogenannten Dritten Welt umzugehen oder unsere "Wut" an den Arbeitgebern auszulassen und nicht am "Volk" oder einzelnen Menschen.
So weit zum Arbeitsmarkt.
Und nun kommt (nicht das erste Mal übrigens) ein Datenklauer aus der Schweiz und bietet dem deutschen Fiskus ne CD mit brisanten Kontodaten an.
Kann man es dem Fiskus übelnehmen, daß er anfängt zu sabbern und zugreifen will?
Nicht wirklich.
Schon Machiavelli sagte, dass der Zweck die Mittel heilige.
Wobei - das gilt auch heute nur für bestimmte Kreise, nicht für den normalen Bürger.
Aber das freut auch den normalen deutschen Steuerzahler, der natürlich meistens auch versucht, den Fiskus zu besch..., und sich diebisch freut, wenn er ein paar Euros gewonnen hat und nicht erwischt wurde - aber hier trifft es ja die, die er von Grund auf beneidet, weil sie so reich sind.
Da spielt auch die Relation der Beträge keine Rolle.
Jetzt aber berührt es die Schweizer Bänker, und das schlägt hohe Wellen bis in die Politik, die nun (SVP) zur Deutschen-Hatz aufruft, und das mit wirklich fragwürdigen Argumenten / Parolen.
Dass damit niemandem geholfen ist, außer denen, die Wahlstimmen sammeln, ist auch klar.
Klar - nun weiß die Welt, dass auch die Schweiz nicht mehr sicher ist, was das Bankengeheimnis angeht - aber dafür können die Deutschen nix - und wenn jetzt ein ungeheurer Geldabfluss von steuerflüchtigen Anlegern aus der ganzen Welt stattfindet, dann ist das sicher mehr als schmerzlich, aber wir leben nun mal global.
Ich habe lange überlegt, ob ich meine Gedanken hierzu niederschreibe, und sie sind garantiert auch noch nicht vollständig.
Aber ich mag die Schweizer, die ich kenne - persönlich oder über das Bloggen - zu sehr, als dass ich das nicht einfach mal loswerden muss.
Irgendwie bin ich doch immer noch sehr politisch....
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Weiß du, ich könnte, wenn ich wollte ganze Seiten füllen, was uns im Studium mal beigebracht wurde über Beweiserhebungs- und verwertungsverbote, über datenschutz und Persönlichkeitsrechte und und und Und wenn ich ganz ehrlich bin, hab ich mir hierzu echt noch keine abschließende Meinung gebildet, denn beides ist verkehrt und wenn eins falsch ist, wird dadurch das andere nicht richtig und umgekehrt und was nun?
AntwortenLöschenGenau DAS ist das Problem.
AntwortenLöschenDer Datenklauer ist ein kleiner Ganove, der jetzt mal richtig abkassieren will (prozentual gesehen ist er mehr als bescheiden)und sich dann irgendwo zurückziehen wird, wenn es klappt.
Unser Fiskus (wie bereits schon mal und auch dazwischen der französische)hält es - verständlicherweise - mit Machiavelli.
Letzteres entspricht ja auch letztendlich der Kronzeugenregelung, bei der ein definitiv "Schuldiger" seine Strafe mildern kann bis hin zur Freiheit samt Personenschutz und ggf. Nachsorge (Zeugenschutzprogramm) ... es dient ja der Aufklärung von Verbrechen.
Und kostet auch ne Menge Geld.
Alles ne Frage der Relation.
Nicht zu vergessen, dass unsere Finanzämter jeder (!) auch anonymen (!!) Anzeige nachgehen.
Da regt sich keiner drüber auf.
OK, da bezahlt der Staat nicht jemanden direkt für belegte Infos, sondern nur die Beamten, die oft umsonst ausrücken.
Aber das ist auch nicht mein Problem - mir stinkt es einfach, wenn so ein Tatbestand dazu mißbraucht wird, "Völkerfeindschaften" aufzubauen.
Es soll mir doch niemand sagen, daß irgendein Staat, der von seinen Bürgern Steuern erhebt, abwinken würde, wenn ihm jemand die Unterlagen gibt - auch gegen Geld, warum denn sonst, also soll mir keiner mit "Robin Hood" kommen!!!!
Ich hab nur eine hochgradige Allergie gegen Unehrlichkeit.
Warum also regt sich die SVP nicht darüber auf, daß (wahrscheinlich) ein Schweizer Bürger diese CD weitergeben will, sondern darüber, daß der deutsche Fiskus (wie jeder andere einschließlich des Schweizer auch) hier beherzt zugreift?
Für mich sind solche Politiker (egal, ob hier oder sonstwo) nicht einen Deut besser als der, der die Daten geklaut hat, denn sie ziehen sich das raus, von dem sie meinen, daß es Stimmung in ihrem Sinne macht - und zahlen noch nicht einmal dafür.
So was nenne ich Trittbrettfahrer.
Liebe Mo,
AntwortenLöschenda muss ich natürlich auch meinen Senf dazugeben, v.a., was die von mir innigst gehasste SVP angeht.
Die SVP ist meiner Meinung nach eine brandgefährliche Partei, die von unanständig reichen Bonzen geführt wird und seltsamerweise vom Image lebt, eine "Bauern- und Arbeiterpartei" zu sein und die Anliegen der "kleinen Leute" zu vertreten.
Die SVP präsentiert "einfache Lösungen" auch für komplizierteste Probleme, sie manipuliert ihre Wähler/innen in Rattenfänger-Manier in einer bewusst einfachen Sprache. An den Stammtischen landauf-landab kommt derlei populistisches Geschwätz (Argumente sind das nämlich nicht!) leider bestens an.
Es macht mich abwechslungsweise traurig, wütend und/oder hilflos, nach Abstimmungen/Wahlen sehen zu müssen, wie viele Menschen auf diesen Volksverdummungsverein hereinfallen - das nenne ich dann jeweils "volksdümmlich" im Wortsinn!
Was das Schweizer Bankgeheimnis angeht - das hat schon immer nur die sehr Reichen, die Unanständigen und die Kriminellen geschützt. Denn nur sehr Reiche, Unanständige und Kriminelle haben in der Regel etwas davon, den Fiskus zu hintergehen/betrügen. Und Steuerbetrug halte ich für ein Verbrechen an der Allgemeinheit. Punkt! Dass unsere Banken und unsere Gesetzgebung Hand dazu bieten, ist demzufolge ebenfalls verbrecherisch - auch (und gerade!) wenn unsere Verfassung solches Gebaren auch noch deckt.
Man erinnere sich ausserdem an den beschämenden Umgang unserer Banken mit den "nachrichtenlosen Vermögen" und daran, wie sich Schweizer Politiker/innen (v.a. jene von der SVP!) gewunden haben, als es um die Aufarbeitung der jüngeren Geschichte unseres Landes vor/während des 2.Weltkriegs ging...
Ich liebe mein Land von Herzen, aber ich verabscheue gewisse Formen des Patriotismus. Ich ertrage es schlecht, wenn Fremde höchstens geduldet werden und auch nur, solange man von ihnen profitieren kann. Ich hasse es, wenn jene, die entscheidend zu unserem wirtschaftlichen Erfolg beigetragen haben und immer noch beitragen, zur "quantité négligeable" werden, wenn sie nicht mehr "rentieren". In der Schweiz nannte - nein: nennt! - man sie bezeichnenderweise "Fremdarbeiter". Seien es nun Italiener (1960er-Jahre), "Jugos" (etwas später) oder aktuell eben Deutsche.
Ich wünschte uns wirklich einen anderen Umgang miteinander! Eine Lösung habe ich auch nicht - oder höchstens ansatzweise. Und weil ich unterdessen immerhin weiss, dass jede/r nur seine eigene kleine Welt verbessern kann, habe ich vor bald 40 Jahren halt damit begonnen und hoffe immer noch und immer wieder, dass die Menschen um mich herum das auch so machen ;-)
Herzliche Grüsse,
Katarina
Hu.... zu deinen und Katarinas Worte MUSS ich auch noch etwas sagen!
AntwortenLöschenWas die SVP anbelangt, geht es mir zu 100 % wie Katarina es geschrieben hat! Zum Glück bin ich praktisch gar nie an "runden Tischen", um mir das anhören zu müssen. Leider ist es wirklich so, dass diese SVP so viele Schweizer mit ihrer Hetzkampagne gegen Ausländer (wer ist denn das eigentlich???) aufstachelt, dass ich manchmal wirklich an der Intelligenz meiner Landsleute zweifle. Daran kann es aber nicht liegen, es ist in meinen Augen vielmehr so, dass die meisten sich selber keine eigenen Überlegungen mehr machen, sondern einfach der grossen Masse hinterher rennen und meinen, sie seien so bei den "Grossen und Wichtigen" dabei.
Liebe mo, ich muss mich hier bremsen und gehe wohl besser an meine Farbtöpfe.... Ich schäme mich einfach manchmal, obwohl ich doch gerne CH-Bürgerin bin. In Deutschland habe ich in Wirklichkeit mehr Freundinnen (WWW sei Dank) als hier in der Schweiz, das wurde mir erst ganz klar nach deinem Artikel. Das kann sich auch wieder ändern, weil es für mich einfach liebe Menschen gibt, egal wo sie gerade geboren worden sind.
Also, ich gehe mich abregen und grüsse dich herzlich
Brigitte
Ich bin zwar keine Schweizerin, und Deutsche bin ich auch nicht, aber immerhin profitiert jetzt auch der österreichische Fiskus von dieser CD, mit der sich hier niemand die Finger schmutzig machen wollte. Nicht das erste Mal, auch bei der vorigen CD war das so. Du sprichst mir aus dem Herzen. Es ist hier schon so viel gesagt worden, meinen Schweizer Vorrednerinnen möchte ich mich anschließen. Ob die Partei jetzt SVP heißt oder FPÖ, ist im Grunde einerlei, ich vermute, dass die SVP sich der gleichen miesen Tricks bedient wie bei uns die FPÖ, und wenn sie dann einen Scherbenhaufen angerichtet haben, zeigen sie noch mit dem Finger drauf und sagen, da ist ein Scherbenhaufen. Danke für deine deutlichen Worte.
AntwortenLöschenLiebe Grüße von Margot
Danke, Margot - irgendjemand hat mal gesagt, Politik sei eine Hure - und wenn ich eine wäre, würde ich mir so eine Beleidigung verbitten!
AntwortenLöschenBussi
mo