Donnerstag, 14. April 2011

Abenteuer Straßenbahn... (wird wieder lang...)

oder: wenn mo mal in die Stadt fährt...

Wie gesagt, ich hab ganz per Zufall festgestellt, dass Willi, mein heißgeliebtes Wüstenschiff, im März zum TÜV muss(te).
Zur Erinnerung: Willi ist Jahrgang 1990 und passt hervorragend in unsere Senioren-WG.
Nur, dass ich nicht weiß, wie man Autojahre in Menschenjahre umrechnet (beim Hund x 7).

Ist ja auch egal - mit seinen 150.000 km kann ich wahrscheinlich noch auf dem Motor reiten, wenn die Karosserie bereits zusammenbricht....

Aber was ist nun heute geschehen?
Willi soll zum TÜV, also in meine griechische Lieblingswerkstatt vom Serafim (bei ihm ist Nomen Omen...).

Serafim,trägt seinen Namen zu Recht, denn für mich ist ein Kfz-Meister, auf den ich mich verlassen kann, und der mich nicht schröpft, ein mindestens sechsflügeliger Engel.

Aber danach ging es los -
Runter in die U Bahn Werderstraße, zum Fahrkartenautomaten.
Ich mach das ja selten, aber bin nicht blöd und bisher hat es immer geklappt.
Der Apparat zeigt 2,30 € an (einfache Fahrt - die haben anscheinend schon wieder erhöht), ich werfe 2,40 € ein, weil der Bildschirm verspricht, Wechselgeld rauszugeben, und nix passiert.

Spreche Passanten an - die zucken mit den Schultern.
Kein Retourknopf, ich kann nur "weitere Fahrkarten" kaufen.

In solchen Fällen rechne ich noch um.
Das sind 4,40 DM, die der Scheißapparat da ohne Nachweis einfach geschluckt hat.
Also fahre ich "schwarz" die eine Station zum Hauptbahnhof und suche dort einen Üstra-Fritzen. (Üstra heißen die Verkehrsbetriebe hier bei uns)
Keiner zu sehen.
Überall nur Automaten.

Ein versprengter Bahnmensch in Uniform gibt mir den Tipp: "draußen am Ernst-August-Platz, da steht ein Container, da bekommen sie ihre Fahrkarte oder ihr Geld wieder".

Ich bin gaaaanz lieb zu dem netten Mann in dem Kabüffchen, denn der kann ja nix dazu.
Und ist wahrscheinlich heilfroh, dass ich so freundlich tue, denn ich habe mittlerweile eine Stinkwut.
Nein, er kann mir nicht helfen, da müsse ich zum Service Center der Üstra gehen - ca. 600m in dieser Richtung.
Warum ich denn nicht die Info-Säule betätigt hätte?
Was ist das?
Na, die sind auf jedem Bahnsteig.
Oh - das tut mir leid - hätte ich da mein Geld wieder bekommen oder einen Fahrschein?
Nein, aber Auskunft.
Ah ja. Dann merke ich mir das für das nächste Mal. Und Danke für die Auskunft!

Also mache ich mich auf den Weg zum Üstra-Zentrum und stelle wieder einmal fest, dass Karl Valentin und sein Buchbinder Wanninger immer noch zeitlos aktuell sind.

Im Üstra-Center herrscht mittlerer Publikumsandrang, und ich komme dann irgendwann auch dran und schildere freundlichst mein Problem.
Ja, da kann ich ihnen nicht helfen - welche Nummer hatte denn der Fahrkartenautomat?
Das weiß ich nicht, aber ich kann Ihnen haargenau beschreiben, wo er steht.

Die gute Frau gibt sich redlich Mühe und wird schließlich von ihrem älteren Kollegen, der ein wenig nach Magengeschwür aussieht, unterstützt:
Sie hat das Programm nicht drauf - ach, gehen sie doch bitte zu der Kollegin da drüben, die hat es!

Ich stelle mich also bei der Kollegin da drüben an und bleibe weiter freundlich und bin wahnsinnig stolz auf mich und meine Selbstbeherrschung. Aber blogge schon innerlich....

Guten Tag, Ihr Kollege meinte, sie hätten das Programm an ihrem Arbeitsplatz... und erzähle mein Problem.

Nein, meint sie lächelnd, sie habe auch kein Programm, aber sie wisse, wie es gehe...

Der Magenkgeschwürkollege bekommt es mit, während er gerade einen jungen Türken sarkastisch fertig macht, der nur seinen Pass vorzeigt, weil er von einem Kontrolleur dazu aufgefordert wurde, dies nachzuholen (anscheinend hatte er zwar eine Karte, aber eben seinen Ausweis nicht dabei).

Was er denn bezahlen hätte müssen?
Nichts - ich soll nur meinen Ausweis zeigen, und das tue ich hiermit.
Ob er denn wohl meine, die Fahrkartenkontrolleure würden ehrenamtlich arbeiten und kein Geld verdienen und bei solchen Verfehlungen kein Strafgeld verhängen ?

Oh - ich wußte auch noch nicht, dass die Kontrolleure am Schwarzfahrerstrafgeld finanziell beteiligt sind und schaue wahrscheinlich zu interessiert zu dem armen Magenkranken rüber.

Der erwiderte angriffslustig meinen Blick und fragte mich laut, was ich denn wohl machen würde, wenn ich meine 2,40€ nicht wiederbekommen würde??????
Dann hätte ich ein Defizit, was ich nicht gut fände.
Ob ich mich nicht freuen würde, wenn dieser Betrag dann dem Roten Kreuz gespendet würde?

Ich weiß nun wirklich nicht, ob ich das witzig finden soll oder ob die Üstra die Überschüsse in ihren Kartenautomaten automatisch an das Rote Kreuz spendet - ?

Nein, das würde mich nicht freuen.
Denn wenn ich etwas spende, tue ich das freiwillig und suche mir auch die Organisation, der ich spende, aus.

Der Magenkranke wird blass - aber das ist mir wurscht.

Der junge Türke packt seinen Pass erst mal wieder ein und weiß auch nicht, was das alles soll, der Magenkranke kommt zu meiner Sachbearbeiterin, die immer noch ruhig und lächelnd ihre Eingaben in den PC macht und fragt sie, ob sie die Nummer von Herrn Proko...( weiß nicht mehr) habe.

Sie verneint und meint, die hätte sie noch nie gebraucht, und Herr Magengeschwür verschwindet aus dem Publikumsbereich - wohl auf der Suche nach Herrn Proko... dingsbums.

Der junge Türke steht da und versteht nur noch Bahnhof (oder besser "ÜSTRA"), und meine Sachbearbeiterin schiebt mir freundlich lächelnd ein Formular hin, auf dem ich quittiere, 2,40 Euro erhalten zu haben  und zahlt sie mir in Form eines funkelnagelneuen Fahrscheines plus einem 10 Cent Stück aus.
Ich bin beeindruckt.

Ich glaube, ich schicke der Üstra mal einen Link zu diesem Blogposting....
das geschah heute, am 14.04.2011 ab ca. 15:45 Uhr (im Üstra Center)

So kann es ja wirklich nicht gehen.
Ich hatte heute zufällig Zeit - und das ganze hat mich 1,5 Stunden Zeit gekostet.
Es kann ja wohl nicht sein, dass ein Unternehmen (hier die Üstra) es lächelnd in Kauf nimmt, dass Automaten nicht funktionieren und diese Überschüsse dann wie auch immer fröhlich einsackt. Oder ans Rote Kreuz überweist (und dafür garantiert auch noch ne Spendenquittung bekommt)

Was wäre passiert, wenn ich es eilig gehabt hätte und - im ehrlichen Bewußtsein, ja meinen Fahrschein sogar mit 10 Cent überbezahlt zu haben - von einer Kontrolle erwischt worden wäre????
Wie hätte ich es beweisen können?????

Automatisierung ist sicher in vieler Hinsicht sinnvoll.
Aber man kann es auch übertreiben.
Auch eine Üstra ist ein Dienstleistungsbetrieb.
Und als Kunde kam ich mir heute ganz schön verarscht vor.
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PS: doch, ich habe es gemacht - habe die ÜSTRA kontaktet und diesen Posting-Link geschickt.
Bin ja nun echt gespannt, ob da ne Reaktion kommt, und wie die ausfällt - blabla oder kundenorientiert...
Eben kam der Anruf von meinem 6-Flügler ... Willi ist gesund, TÜV no Problem, es gibt ne Öldichtung (er hat ne leichte Blasenschwäche) und 4 neue wintertaugliche Ganzjahresreifen - Halleluja!
Und morgen soll ich ihn abholen und ich fahre mit dem Bus hin und bekomme Gottseidank von einem Menschen (Busfahrer) einen Fahrschein....

5 Kommentare:

  1. Gibs zu das war schon die blanke Wut , auch wenn du diese zornig kontrolliert hast .....

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  2. Jaja, es ist nichts, wenn man alt wird. Das Problem liegt bei Dir...eindeutig. An wem sonst? Du verstehst das Alles nicht, glaub mir. Ich verstehs auch nicht und bin ein wenig (also minimal) jünger als Du, aber bestimmt auch schon ziemlich alt. Ich hab`s amüsiert gelesen *ggg*...und sage Dir: DAS ist noch gar nichts. Über so Zeugs könnte ich keine Bücher schreiben, sondern Enzyklopädien. Bloß: bis ich damit fertig sind, sind die Betroffenen auch schon alt und verstehen nix mehr. Ist schon ein Kreuz mit dieser schnell-lebigen Zeit.

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  3. Tja liebe Mo, so was hat bestimmt schon die halbe Verkerhrswelt erlebt. Ich war letztes Jahr seit 15 Jahren mal wieder in einen Zug gestiegen und wollte nach Süddeutschland. Kurz vor Hannover wurde dann die Ansage gemacht, dass die Oberleitung kaputt ist und nichts mehr geht. Ich hatte noch Glück gehabt und konnte mit dem Anschlusszug gleich wieder zurück fahren. Zu Hause fing dann das Chaos mit der Kostenerstattung an. Aber das wäre jetzt zu viel wenn ich das auch noch schreibe. Außerdem möchte ich mich lieber mit dem Positiven in der Welt beschäftigen und nicht in der negativen Vergangenheit schwelgen. Dicken Bussel Jessi

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  4. Ich habe laaaaange Jahre in LGH und H (Ahlem) gewohnt :-) Mit der ÜSTRA hab ich auch so meine Erfahrungen gemacht, nicht immer gute, aber ich wurde noch nie von so einem Piefken so mies behandelt. Was glaubt der eigentlich, was er ist...? Würde mich wirklich brennend interessieren, ob die ÜSTRA sich meldet und wenn ja, welches Feedback kommt ;-)

    LG, dieMia

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  5. Hi Mia -
    ne, ich denke mal, nein.
    Warum auch.
    Wegen 2,40€ wird nie ein Verfahren eröffnet werden - dafür aber wegen Schwarzfahrens.
    Wahrscheinlich selbst, wenn die mich auf der Strecke Werderstraße-HbF (1 Station) "erwischt" hätten, denn ich kann ja nicht beweisen, dass ich bereits sogar über bezahlt hatte....

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