Dienstag, 17. April 2012

Erna kommt....

nein, sie war zwar da, aber eben am Telefon - es gibt nur diesen wunderbaren Song - erst DDR, dann im Ost-West Duo Lippert/Balder und seitdem die "Erna-Hymne"


 Schwester Erna Nörgelhuber, berühmt-berüchtigte Kritikerin des ambulanten (Pflege-) Gesundheitswesens in den 90er Jahren... aber wir sind immer noch freundschaftlich verbunden.

Also Erna war gerade am Telefonieren mit dem alten Mann.
Der erzählte, dass die Sozialtation heute da war und die Pillen für die nächsten 7 Tage gestellt habe.
Dann klingelt es ... Erna jappst noch "häng mich nicht ab, guck, wer da ist!" was der alte Mann dann auch tut.

Es ist die Sozialstation.

Man wartet gemeinsam, und Erna lauscht gespannt.

Etwas ausländisch Radebrechendes fragt nach den Tabletten.
Der alte Mann (er ist ja soooo handzahm geworden mittlerweile) antwortet, dass alles in Ordnung sei.
Das radebrechende Wesen murmelt etwas und danach (ca. 3 Minuten) schließt sich die Wohnungstür wieder.

Erna kann gegen aufkommende Emotionen nicht ankäpfen und fragt: "was hat sie gewollt? Wer war das?"

Der alte Mann beruhigt - die wollte nur nachsehen, ob ich meine Pillen genommen habe.

Und Erna bekommt definitiv eine Bürste.
Vom Nacken bis zum Steiß.
Doch, doch, das hat sie sich vom Merlin abgeguckt.

"Fein, fein" meint sie nur und gibt dem alten Mann das Gefühl der doppelten Sicherheit.

Aber anschließend hatte ich Erna hier bei mir - leicht hyperventilierend und ziemlich sauer - stocksauer.

"Also hömma - wenn ich einem fast- oder prä- senilen Menschen die Pillen gebe, mach ich das jeden Tag und kontrolliere die Einnahme.
Aber einen schicken, der das für die Woche stellt und dann um 11:30 Uhr einen zweiten, der angeblich das alles - also die korrekte Einnahmen - kontrolliert ... wie soll das denn gehen?


Entweder stelle ich die Pillen für ne Woche, weil der Patient in der Lage ist, sie selbst zu nehmen, oder ich muss täglich jemanden zu den Einnahmezeiten schicken, der sich auch davon überzeuigt, dass die Pillen nicht im Klo, sondern im Patienten gelandet sind.


Wissen diese Mitarbeiter eigentlich, dass sie für die Einnahme, die sie ja auch brav und gläubig (Töpfchen ist leer) dokumentieren, verantwortlich sind?
Was denkt sich eigentlich die Einsatzleitung???
Auch die ist verantwortlich für die Einsatzplanung und das Personal.


OK - bei dem Preis, den ein ambulanter Pflegedienst für die "Medikamentengabe" bekommt, kannste eigentlich nur mal um den Block fahren... aber da sind die Verbände gefordert.
Das kennen wir ja... es lebe das Helfersyndrom, mit dem die Mitarbeiter ausgenutzt und ausgepowert werden.


Ich weiß schon, warum ich jeden Morgen mindestens 3 Kotaus mache, dass ich mit diesem Scheißjob und dieser Verantwortung nix mehr zu tun habe. "

Erna schnaubt und schnaubt - und ich bin froh, sie wieder beruhigt zu haben.

Ich hab da zwar noch ein paar mehr Gedanken dazu, aber nun warte ich erst mal ab, was denn so das Zusammenspiel zwischen  Sozialstation und Betreuerin ergibt.
Ich bin ja nur die Ehefrau, die man so irgendwie einfach mal übergehen kann, denn sie wohnt ja nicht in der selben Wohnung....und außerdem ist das ne unbequeme Zicke... ???

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